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IBM will Ex-CIO gerichtlich an Arbeit für Amazon Web Services hindern

Das Cloudgeschäft ist so schnell, dass schon der kleinste Know-how-Verlust unmittelbar zum Business-Nachteil gereicht. Weil der ehemalige IBM CIO ausgerechnet zu Wettbewerber AWS wechselt, ist jetzt eine Klage anhängig.

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Andrea van Baal

Mittwoch, 09. Aug. 2017

Trennen sich Führungskräfte von ihrem Arbeitgeber, besteht dieser in der Regel auf wasserdichten Wettbewerbsausschluss. Im Falle des ehemaligen IBM-CIOs Jeff Smith, der das Unternehmen im Mai diesen Jahres verlassen hatte, sollten bis zum Arbeitsbeginn bei einem Cloud-Wettbewerber mindestens 12 Monate ins Land gehen. So lange wollten offenbar weder Smith noch sein künftiger Vorgesetzter Andy Jassy, der CEO von Amazon Web Services (AWS) warten, weshalb IBM in der vergangenen Woche bei einem New Yorker Gericht eine Klage auf Einhaltung der Wettbewerbsausschlussvereinbarung eingereicht hat.

Wie verschiedene US-amerikanische Medien berichten, begründet Big Blue seine Klage damit, dass Jeff Smith über hochsensible, wettbewerbsrelevante Kenntnis über die nächste Generation von Cloudtechnologien für Großkunden verfüge, die IBM derzeit entwickelt und Ende 2017 auf den Markt bringen will. Aus Sicht der IBM-Anwälte dürfe Smith‘ Arbeitsverhältnis mit AWS nicht vor Mai 2018 beginnen.

Die Frage, wann genau AWS Kenntnis über IBM Strategie, das Design, die Infrastruktur und Dienste der kommenden IBM-Cloudangebote erhält, scheint indessen eher akademischer Natur zu sein. Zum einen habe Smith explizit angekündigt, mit seinem Austritt „in Wettbewerb zu IBM“ zu treten, zum anderen habe er schon in seiner Zeit als CIO intensiven Kontakt zu einem „Spitzenmanager der AWS“ gepflegt und dabei Geschäftsgeheimnisse verraten. Das schreibt die amerikanische CRN mit Berufung auf einen anonymen Unternehmenssprecher.

Während es für den Schutz des geistigen Eigentums und künftiger Wettbewerbsvorteile möglicherweise schon ein wenig zu spät ist, könnte die Klage immerhin dazu führen, dass Smith seinen letztjährigen Aktien-Bonus an IBM zurückzahlen muss. Dieser soll etwa 1,7 Millionen US-Dollar wert sein, was gewiss keine triviale Summe ist, im umkämpften Cloudmarkt aber nur ein klitzekleines Trostpflaster sein dürfte.

Bildquelle(n): Andrea van Baal /